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Claudia Huboi • 2. Juli 2024

Bewegungspfade im Wimmelfilm
Von Autos, Schiffchen und Zeppelinen

Am Anfang dieser 21 Sekunden Mini-Wimmelei standen wunderschöne Familien-Papier-Mitbringsel aus Japan, ein Geschenk über das ich mich sehr freute. Besonders gefielen mir die kleinen grün-blauen Punkte, aus denen ich sofort  eine Art Inseln mit gestempelten Elementen zusammenfitzelte.  Und so entstanden in meinem Skizzenbuch aus den Mini-Collagen absichtslose Vielleicht-Landkarten.

Nun stellte ich mir vor, wie sich Serpentinen-Straßen über die noch leeren Flächen schlängeln könnten – mit zunächst gemäßigtem Verkehrsaufkommen.

Denn ich wollte den Live-Action- bzw. Performing-Modus in ProcreateDreams weiter austesten. Aber das Ganze eskalierte rasch zum echten Wimmelfilm. Zum einen lag dies an einer erneuten langen Zugfahrt, diesmal von Süden nach Norden. Zum anderen wollte ich wissen, wann ProcreateDreams auf meinem IPad Pro wohl anfangen würde zu meckern.

Auf jeder Straße legte ich erstmal nur eine Spur mit einem fahrenden Auto mit Hilfe des Live-Action-Modus (s. u.) an. Sobald mir die Autofahrt gefiel, duplizierte ich die Spur immer, immer und immer wieder, wobei ich sie  jeweils um eine Sekunde nach rechts verschob. Ziemlich schnell ergaben sich in der Timeline lustige Muster wie Perlenschnüre. Und nach etwa 60 Spuren mit ungefähr 90 Untergruppen (denn jedes Rad dreht sich hier einzeln ...) streikte Dreams: "Vollständiges Rendern nicht möglich". Betroffen waren nur die letzten 3 Sekunden der Animation, in denen die Spuren sich regelrecht auftürmten. Das war aber nicht weiter schlimm, denn aus Bequemlichkeit hatte ich die Autospuren hinten nicht zusammengeschoben, obwohl die jeweiligen Einzelfahrzeuge gar nicht mehr im Bild waren. Deswegen kannte ich das Problem einfach beheben, indem ich die Spuren hinten passend einkürzte. Und so gabs noch Platz für Schiffchen, Zeppelin und allerlei Landschafts-Firlefanz.

  Der Live-Action-Modus ist eine Besonderheit von Dreams und hier beim Schiffchen ganz oben zu sehen: Dafür bewegt ihr den Pencil über den Bildschirm, die Bewegung wird vom Programm aufgezeichnet und mithilfe von Keyframes* direkt in Bewegungspfade übersetzt. Wirklich fancy! So ganz geschickt bin ich mit diesen rasch gezeichneten Bewegungspfaden ehrlich gestanden noch nicht, manchmal sehen meine Ergebnisse ganz schön humpelig aus. Doch das Gute ist: Die aufgezeichneten Keyframes lassen sich im Nachhinein allesamt einzeln ansteuern und  nachbessern, z. B. wenn sich das Objekt an der jeweiligen Stelle leicht drehen soll. Die Nachbesserungen seht ihr beim Schiffchen in der fertigen Animation weiter unten.

*Keyframes sind eine Art Markierungen, die bestimmen, wo genau sich ein Objekt zu welchem Zeitpunkt befindet.
Hier könnt ihr sehen, wie sich ein Straßenzug mit dem immer wieder identischen Bewegungspfad füllt. Jedes Auto liegt auf einer eigenen Spur. Meine Lieblingsstelle ist auf jeden Fall der Hügel links, wo sich die Autos leicht anstupsen, bevor sie den Berg hinunterrollen. Denn das Tolle bei dem Live-Action-Modus ist, dass auch die Geschwindigkeit, mit der die Ursprungsbewegung auf dem Bildschirm gezeichnet wird, in den Bewegungspfad übersetzt wird. Die Autos rollen also mal langsamer, mal schneller die Straße entlang. 

Alles in allem habe ich gerade mächtig viel Freude an dieser besonderen Dreams-Funktion: Sie ist einfach auszuführen, spart Zeit, aus harmlosen Animationsplänen werden plötzlich Mini-Wimmelfilme und das Ergebnis sieht zumindest bei mir oft (noch) rumpelig-charmant aus. Passend zu Papier-Animationen.


#Köln # Juli 2024
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